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Herzlich willkommen im Raiffeisenhaus Flammersfeld

Das Raiffeisenhaus (Raiffeisenstr. 11, 57632 Flammersfeld) ist die Wirkungsstätte von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der hier von 1848-1852 als Bürgermeister der „Samtgemeinde“ (andere Bezeichnung für Verbandsgemeinde) Flammersfeld arbeitete und mit seiner Familie lebte.

1849 gründete er hier den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirthe“, den weltweit ersten Darlehnskassenverein.

In den Originalräumlichkeiten auf zwei Etagen erfahren Sie während der Führung viel über sein Leben, seine Lebensverhältnisse und die Entwicklung seiner bekannten Genossenschaftsidee, welche auf seinem Motto „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“ gründet.
Die Idee und Praxis der Organisation von Genossenschaften wurde im Jahr 2016 Immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO.

Beginnen Sie Ihre kleine Zeitreise im Erdgeschoss, wo seine Amtsstube, sowie sein Büro und die Wohnküche zu finden sind. Das Obergeschoss, welches über die alte knarzende Treppe zu erreichen ist, widmet sich ganz seiner Genossenschaftsidee.

Im Obergeschoss steht den Schülergenossenschaften für Ihre Arbeit ein eigener Raum zur Verfügung. Abwechselnd finden sich hier Schulklassen ein und arbeiten an ihren genossenschaftlichen Projekten.

In dem Haus verdeutlichen Dokumente, Literatur und Infotafeln, sowie digitale Medien das Wirken Raiffeisens, aber auch besondere Exponate und Andenken sind zu entdecken.

Auch im Außenbereich gibt es einiges zu erkunden. Denn das 250-Jahre alte Fachwerkhaus ist von einem großen Garten umgeben, der mit zahlreichen Infotafeln, einem rekonstruiertem Backes und einem Bauerngarten bestückt ist. Die Bänke im Garten laden bei gutem Wetter zum Verweilen ein.

Hinweis zur Barrierefreiheit:
Vom Garten aus ist das Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen. Die erste Etage ist jedoch nur über eine Treppe zu erreichen.

 

Flyer zum Raiffeisenhaus

 

Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat ist das Raiffeisenhaus von 15 bis 16 Uhr geöffnet. 

Für den erste Sonntag im Monat benötigen Sie grundsätzlich keine Anmeldung, sondern können einfach vorbei kommen.

Für den dritten Sonntag im Monat, ist eine Anmeldung erforderlich.

 

Gerne können Sie sich per E-Mail: tourist-info@vg-ak-ff.de   oder   telefonisch: 02681/85-193 (M. Beer) anmelden

oder nutzen Sie die Online-Buchbarkeit über den Veranstaltungskalender / Erlebnisse der Westerwald-Sieg Tourismus.

Die Termine "mit Anmeldung" sind zur Buchungsseite verlinkt. Bitte suchen Sie sich hier Ihren Termin heraus!

1. Sonntag, 7. Januar 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 21. Januar 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 4. Februar 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 18. Februar 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 3. März 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 17. März 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 7. April 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 21. April 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 5. Mai 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 19. Mai 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 2. Juni 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 16. Juni 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 7. Juli 2024 (ohne Anmeldung)

  Sonntag, 14. Juni 2024 (ohne Anmeldung, Öffnung im Rahmen der Raiffeisenwoche)

3. Sonntag, 21. Juli 2024 (mit Anmeldung

1. Sonntag, 4. August 2023 (ohne Anmeldung)

3.  Sonntag, 25. August 2024 (ohne Anmeldung, Öffnung im Rahmen der Augussttage in Flammersfeld)

1. Sonntag, 1. September 2024 (ohne Anmeldung)

2. Sonntag, 8. September 2024 (ohne Anmeldung, Tag des offenen Denkmals)

3. Sonntag, 15. September 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 6. Oktober 2024 (ohne Anmeldung)

    Samstag, 12. Oktober 2024 (ohne Anmeldung, Regionalmarkt in Flammersfeld)

3. Sonntag, 20. Oktober 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 3. November 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 17. November 2024 (mit Anmeldung)

1. Sonntag, 1. Dezember 2024 (ohne Anmeldung)

3. Sonntag, 15. Dezember 2024 (mit Anmeldung)

 

Besichtigung des Raiffeisenhauses und Führung durch qualifiziertes Personal ist auch auf Anfrage für Gruppen ab 10 Personen, auch an anderen Tagen möglich.

Bitte fragen Sie bei der o.g. Telefonnummer (Tourist-Info) diesbezüglich nach.

 

Eintrittspreis: inklusive Führung: 

5 Euro pro Person 

Kinder bis 14 Jahren sind kostenfrei; Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren zahlen 2,50 Euro.

 

Parkplatzmöglichkeit am Bürgerhaus Flammersfeld, 

Rheinstraße 44, 57632 Flammersfeld

(Fußweg zum Raiffeisenhaus, 2 Minuten, rechts am Bürgerhaus vorbei).

 

Die Führungen finden unter den aktuellen Hygienerichtlinien statt.

 

 

Alte Bürgermeisterei

Friedrich W. Raiffeisen übte von 1848 bis 1852 in diesem Haus das Amt des Bürgermeisters der „Samtgemeinde“ Flammersfeld aus.
1849 gründete er hier den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirthe“, den weltweit ersten Darlehnskassenverein.
„Der Verfassser verwaltete vom Jahre 1848 bis 1852 die Bürgermeisterei Flammersfeld im Westerwalde, einen rein ländlichen ackerbautreibenden Bezirk von fünf Pfarreien, drei und dreißig Civilgemeiden … Obgleich die Bodenbeschaffenheit im Allgemeinen günstig, die Einwohnerzahl im Verhältnis zum Flächeninhalte nicht hoch war, herrschte Geldnoth …“
(F. W. Raiffeisen, Die Darlehnskassenvereine, 1. Auflage)

Lehm-Strohwickel-Decken – Wickeldecke – Schlierdecke
im Raiffeisenhaus

Diese Form der Decken, Wickeldecke oder Lehm-Strohwickel-Decken genannt, waren sehr verbreitet.
In die Deckenbalken wurden von links nach rechts Nuten eingearbeitet. Als Verbindung von Nut zu Nut wurden zwischen den Balken sogenannte Schlierscheite eingebracht. Wenn diese eingepasst waren, begann man mit dem Wickeln. Dazu benötigte man einen sogenannten Wickeltisch, also zwei Holzböcke mit einer Platte darauf.
Man nahm ein Schlierscheit heraus und legte Langstroh in der Breite der Schlierscheite auf den Tisch.
Halm neben Halm, die Ähren Richtung Tischmitte.
Am besten eignete sich Roggenstroh, da es sehr geschmeidig ist und nicht so leicht bricht.
Als nächstes schmierte man eine Seite des Scheites mit Lehm ein und drückte es auf das Stroh, man klappte einmal das Stroh herum und schmierte wieder Lehm darauf und so ging es weiter.
Man rollte also praktisch auf. War der Wickel fertig, so setzte man ihn in die Nuten der Balken.
Zum Abschluss wurde die Untersicht der Decke dann mit einem Stroh-Lehm-Gemisch zum Ausgleich der Fläche verschmiert.

 

Fachwerkgefach im Raiffeisenhaus

Das Fachwerkgerüst besteht aus Eichenholz.
Um in jedem Gefach ein Flechtwerk zu verankern, werden in die Riegel über und unter dem Gefach zunächst Nuten eingestemmt. In diese setzt man senkrecht Staken (meist Eiche) ein.
Zwischen diese Staken werden horizontal Weidenruten eingeflochten, wodurch ein korbähnliches Flechtwerk im Gefach entsteht.
Dieses Flechtwerk fungiert als Träger für den Lehm, mit dem nun das Gefach beworfen oder verschmiert wird. Der Lehm umschließt die einzelnen Staken und Ruten und findet an ihnen Halt.
Zum Schluss wird das Gefach mit einem Lehmputz verputzt und meist mit sogenannter Kaseinfarbe, bei der die Farbpigmente werden mit Milcheiweiß gebunden sind, gestrichen.

 

Das Hörbuch: Benno und Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Friedrich Wilhelm Raiffeisen und die Genossenschaftsidee begeistern auch Kinder und Jugendliche. Das RAIFFEISEN 2018 Organisationsbüro präsentiert das Hörbuch „Benno und Friedrich Wilhelm Raiffeisen“ von Sonja Hauertmann. Der kleine Benno möchte ein neues Skatebord. Dafür muss er vorsorgen. Durch ein Porträt, das seinem Urgroßvater ähnelt lernt er eine spannende Lebensgeschichte kennen und entwickelt daraus eine Idee für sich selbst...

Das Büchlein (als Print) kann für 1,50 Euro im Raiffeisenhaus sowie im Rathaus, EG Zimmern 16 oder 04 , erworben werden!

 

Das Raiffeisenspiel

In diesem kooperativen Brettspiel werden die Spieler (2–6 Spieler ab 8 Jahren) in die Welt von F. W. Raiffeisen versetzt. Sie lernen die harten Lebens­­umstände in der damaligen Zeit kennen und erfahren, wie Bürgermeister Raiffeisen ab 1845 die Not der Menschen lindert und sich bei ihm die Genossenschaftsidee entwickelt, getreu seinem Motto „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“. Diese, von Raiffeisen mitbegründete Genossenschaftsidee ist inzwischen weltweit verbreitet und seit 2016 von der UNESCO als „Immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen worden.

Das Spielbrett besteht aus 8 Puzzleteilen, welche zu einer großen Landschaftskarte (110 x 55 cm) zusammengesetzt werden. Hier durchlaufen die Spieler die Orte, in denen Raiffeisen seine Ideen umsetzt.
Verschiedene Arbeitsfelder bescheren auch Wartezeiten, denn nur gemeinsam können die gestellten Aufgaben bewältigt werden. Durch Ereignisfelder erfahren die Spieler, was Raiffeisen gegen Hunger und Not unternimmt. Zurückliegende werden solidarisch an die Hand genommen und dürfen im vorderen Spielfeld weiterspielen. Spielern in „Zahlungsnot“ wird finanzielle Hilfe geleistet. Einzelne Spielzüge betreffen meist auch die anderen Mitspieler, so dass alle Teilnehmer während des gesamten Spielverlaufes in die spannende Zeitreise eingebunden sind.
Am Ende des Spiels gibt es nicht nur einen Gewinner und eines ist gewiss: das lebendige Spiel macht Spaß und vermittelt Kindern wie auch Erwachsenen viel Wissenswertes um den Menschen Friedrich Wilhelm Raiffeisen und seine Zeit.
Spielbrett und Spielablauf sind teilbar. So können die Spieler je nach vorhandener Zeit ein, zwei oder gar drei Stunden in Raiffeisens Welt eintauchen.

Hier das Spielbrett mit intaraktiven Anteilen

Das Spiel kann für 39 Euro im Raiffeisenhaus sowie im Rathaus, EG Zimmern 16 oder 04 , erworben werden!

 

Sonderveröffentlichung Genossenschaftsidee (PDF)

Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V.

Anerkennung der „Genossenschaftsidee“ als Immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO

Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V. und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V. wollen länderübergreifend einen Antrag auf Anerkennung der „Genossenschaftsidee“ als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO stellen.

Die Aufnahme der „Genossenschaftsidee“ als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO wäre eine großartige Fortsetzung der Würdigung der Genossenschaften durch die internationale Gemeinschaft, nachdem bereits die UNO das Jahr 2012 zum „Jahr der Genossenschaften“ ausgerufen hatte. Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft haben es sich zum Auftrag gemacht, Erbe und Auftrag der großen Genossenschaftsgründer zu erhalten, weiter zu entwickeln und weiter zu geben.

Mitte des 19. Jahrhunderts haben Dr. Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883) und Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) unabhängig voneinander den Grundstein für eine heute weltumspannende Idee – die der Genossenschaften – gelegt. Mit der Gründung der ersten gewerblichen Genossenschaft 1849, der Schuhmacherassoziation, und der ersten Volksbank 1850, der heutigen Volksbank Delitzsch eG, hat Schulze-Delitzsch die praktische Umsetzung der „Genossenschaftsidee“ und deren Prinzipien von Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung unter Beweis gestellt.

Raiffeisen hat auf der Basis derselben Prinzipien – geprägt vom christlichen Menschenbild und von der Not der Menschen im Westerwald – bereits 1849 die ersten Grundlagen für die ländlichen Kredit- und Warengenossenschaften gelegt.

In Sachsen und in Rheinland-Pfalz liegen die Wurzeln dieser heute weltweit wirkenden „Genossenschaftsidee“.

In der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft verkörpert die genossenschaftliche Idee mit rund 8.000 Genossenschaften und 21 Millionen Mitgliedern die stärkste Wirtschaftsorganisation. Im Kreditwesen, im Handel, im Handwerk und in der Landwirtschaft sind Genossenschaften stabile und stabilisierende Unternehmen, die mit ihrem Förderauftrag ihren Mitgliedern verpflichtet sind. Gerade die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 hat die Stabilität der genossenschaftlichen Idee erneut deutlich gemacht.

Die Aktualität der „Genossenschaftsidee“ beweist sich heute auch in der Gründung von neuen regionalen Energiegenossenschaften, Genossenschaften zur Verbesserung der ländlichen Daseinsvorsorge mittels Dorfläden, Gesundheitsgenossenschaften, Senioren- und Sozialgenossenschaften und Genossenschaften zur Bündelung von Einkaufsvolumen der Handwerker oder Bauern. Auch kulturelle und kommunale Interessen werden verstärkt in Genossenschaften organisiert.

Die „Genossenschaftsidee“ von Dr. Hermann Schulze-Delitzsch, Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Mitstreitern wie Victor Aimé Huber, Wilhelm Haas und anderen hat sich über Deutschland hinaus weltweit bewährt und beweist ihre ungebrochene Kraft. Ein sichtbarer Beweis sind die über 900.000 Genossenschaften mit weltweit mehr als 800 Millionen Mitgliedern. Ebenso die erwähnte Ausrufung des Jahres 2012 zum „UNO-Jahr der Genossenschaften“.

Die Bundesrepublik Deutschland ist im Jahr 2013 dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Dieses Übereinkommen zielt darauf, lebendige Traditionen zu erhalten und ihre Bedeutung als Quelle von Vielfalt sowie als Garant nachhaltiger Entwicklung zu stärken.

Wir sind überzeugt, dass die „Genossenschaftsidee“ große soziale, ethische, wirtschaftliche und kulturelle Dimensionen mit nachhaltiger Wirkung besitzt, die eine Aufnahme als Kulturerbe rechtfertigen. Deshalb wollen die „Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft e.V.“ und die „Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft e.V.“ im November 2013 einen länderübergreifenden Antrag auf Anerkennung der „Genossenschaftsidee“ als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO stellen.

Viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus ganz Deutschland unterstützen diesen Antrag. (Pressemitteilung vom 9.10.2013)

An diesem Antrag waren Herr Böhnke (Vorstandsvorsitzender bis 6.11.2018) und Herr Zolk (stellvertretender Vorsitzender bis 6.11.2018) maßgeblich beteiligt. Beide gehörten auch zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft seit 2012.

Seit dem 6. November 2018 gibt es einen neuen Vorstand.

Die Aufnahme ist eine Würdigung des Erbes von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch 

Zu der Entscheidung erklärt Josef Zolk, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Fried­rich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft: „Wir sind hocherfreut darüber und dankbar, dass auf diese Weise die Väter der Genossenschaften in Deutschland, Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, eine Würdigung erhalten – für die Grundlegung einer Idee, die heute mehr denn je von großer Relevanz ist. Allein in Deutschland sind über 20 Millionen Menschen in Genossenschaften organisiert.“
 
Dr. Manfred Wilde vom Vorstand der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft meint: „Mit der Aufnahme wird gleichermaßen das Erbe von Raiffeisen und Schultze-De­litzsch gewürdigt: Das Konzept eines allen Interessenten offen stehenden, überkonfessio­nellen Modells der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von Kooperationen.“  

Raiffeisen und Schulze-Delitzsch schufen Grundlagen für Genossenschaftsidee  

Die Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-Wilhelm Raiffeisen-Gesellschaft hatten die Nominierung der Genossenschaftsidee für die Aufnahme in die Repräsentative Liste gemeinsam vorangetrieben. Hermann Schulze-Delitzsch und Fried­rich Wilhelm Raiffeisen schufen Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidende Grundlagen für die Genossenschaftsidee, die heute weltweit wirkt, und gründeten die ersten genos­senschaftlichen Organisationen moderner Prägung in Deutschland.
 
Die Repräsentative Liste soll eine bessere Sichtbarkeit des Immateriellen Kulturerbes ge­währleisten, das Bewusstsein für seine Bedeutung stärken und den Dialog bei gleichzeitiger Achtung der kulturellen Vielfalt fördern. Sie verzeichnet vielfältige immaterielle kulturelle Aus­drucksformen aus allen Weltregionen. Dem 2006 in Kraft getretenen UNESCO-Übereinkom­men zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes war Deutschland im Jahr 2013 beigetreten.  

Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsidentin Malu Dreyer - Pressetext vom März 2018

Der Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und der Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Flammersfeld war ein großartiges Ereignis. Der Bundespräsident war in seiner Eigenschaft als Schirmherr des Raiffeisenjahres 2018 - Anlass ist der 200. Geburtstag des 1818 geborenen Genossenschaftsgründers und Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der von 1848 bis 1852 Bürgermeister in Flammersfeld war und hier den “Hülfsverein für die unbemittelten Landwirthe” als Keimzelle seine Genossenschaftswesens gründete – in Flammersfeld. Es ist eine große Auszeichnung, dass der Bundespräsident im Rahmen seines Antrittsbesuches in Rheinland-Pfalz in unsere Region kam, um Raiffeisen zu würdigen.

Wir freuen uns sehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger die Gäste begrüßt haben. Viele Dank an die große Zahl der Besucher. Und ein besonderer Dank gilt allen, die an der Vorbereitung und Gestaltung dieses Tages mitgearbeitet haben. Nur durch die gemeinsame Arbeit konnte dieser Tag so gelingen. Ganz im Sinne Raiffeisens: “Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele”. Ohne den großartiges Einsatz der Polizei, der Feuerwehr, der Leistungsgemeinschaft Flammersfeld, des DRK und von Mitarbeitern der Verwaltung wäre das so nicht möglich gewesen.

Internationaler Tag der Genossenschaften im Raiffeisen-Jahr 2018

Pressemitteilung Raiffeisen-Jahr 2018

Internationaler Tag der Genossenschaften

Der Vorstand der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft besuchte aus Anlass des Internationalen Tages der Genossenschaften (7. Juli) die Akademie Deutscher Genossenschaften auf Schloss Montabaur. Der Tag wird jedes Jahr am ersten Samstag im Juli gefeiert. Im Raiffeisen-Jahr 2018 steht er unter dem Motto „nachhaltige Gesellschaften durch Kooperation“.

 
Montabaur, 06.07.2018. Dr. Yvonne Zimmermann, Vorstandsvorsitzende der Akademie Deutscher Genossenschaften, führte Werner Böhnke und Josef Zolk, Vorstandsvorsitzender und stv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, durch die Akademie. Werner Böhnke erklärte: „Am Internationalen Tag der Genossenschaften gedenken Menschen alljährlich einer u. a. von Friedrich Wilhelm Raiffeisen begründeten starken Idee. Sie bekennen sich zu einer gemeinsamen und solidarischen Wirtschaftsordnung. Und sie machen darauf aufmerksam: Genossenschaften tragen zu einer – ganz im Sinne des diesjährigen Mottos – nachhaltigeren Orientierung bei.“

Josef Zolk begrüßte die wachsende Anzahl von Genossenschaftsmitgliedern in Deutschland und weltweit. „Im Raiffeisen-Jahr 2018 freuen wir uns, dass immer mehr Menschen von der Genossenschaftsidee begeistert sind und die Ideale Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung in ihrem Alltag praktisch leben. Mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland und mehr als eine Milliarde Menschen weltweit sind Genossenschaftsmitglieder – Tendenz steigend.“

Mit dem Aktionstag, 1923 von der „International Cooperative Alliance“ ausgerufen, wird der Tag im Raiffeisen-Jahr 2018 zum 96. Mal gefeiert. Er soll das Bewusstsein für Genossenschaften weltweit schärfen und deren Bedeutung hervorheben. Zugleich soll der Tag internationale Solidarität, ökonomische Effizienz, Gleichheit und Weltfrieden als Erfolge und Ideale der Genossenschaftsbewegung feiern und fördern.

Als eine der führenden Managementakademien in Deutschland bietet die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) mit Sitz in Montabaur für Genossenschaftsbanken und genossenschaftliche Unternehmen ein breites Angebot an Management- und Qualifizierungsprogrammen, Universitätsstudiengängen, Seminaren, Foren oder bankindividuellen Lösungen zu allen strategischen und aktuellen Themen in Management, Leadership und Transformation. Die Teilnehmer profitieren vom Expertennetzwerk der ADG, das mit über 800 Dozenten aus Wissenschaft, Unternehmensberatung und -praxis besetzt ist. Darüber hinaus kooperiert die ADG mit Partnern wie der Steinbeis-Hochschule Berlin, der größten Privatuniversität Deutschlands.

Das Raiffeisen-Jahr 2018 unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist das Jubiläum für Friedrich Wilhelm Raiffeisen unter dem Motto „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“. Am 30. März 2018 jährte sich der Geburtstag des Reformers zum 200. Mal. Die Genossenschaftsfamilie ist dankbar und stolz zugleich, dass heute mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied einer Genossenschaft sind, weltweit sind es mehr als eine Milliarde.

Weitere Informationen:

Fotomaterial wird online unter www.raiffeisen2018.de/presse für die Berichterstattung zur Verfügung gestellt.

Auf www.raiffeisen2018.de und in den sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Instagram (@raiffeisen2018) gibt es Informationen und Interessierte sind zum Mitdiskutieren eingeladen. Der offizielle Hashtag auf allen Kanälen ist #raiffeisen2018.

Mehr Informationen zum Internationalen Tag der Genossenschaften finden sich unter www.coopsday.coop.

 

Die Bürgermeisterei Flammersfeld

Flammersfeld anno 1848

33 Einzelgemeinden (durch eine Gebietsreform von 1969 sowie durch Gemeindezusammenlegungen ist die Verbandsgemeinde Flammersfeld heute auf 26 reduziert) mit ca. 5.000 Einwohnern.

Nach Errichtung der preußischen Rheinprovinz (1816) und deren Einteilung in Regierungsbezirke und Landkreise unter Außerachtlassung der bisherigen Landesherrschaften konstruierte Verwaltungseinheit. Der Bürgermeisterei-Bezirk setzte sich aus Teilgebieten der ehemaligen Landesherrschaften Kurköln, Kurtrier, Sayn-Hachenburg und fürstlich Berleburgischem Besitz zusammen.

Verwaltungsgremien:
Amtsbürgermeisterei und Ortsvorsteher; Bürgermeistereirat („Samtgemeinderath”) und Gemeinderäte.
Es galt die „preußische Gemeindeordnung”, die 1851 eine Neufassung erhielt.

Zugehörigkeit der Bevölkerung zu 5 Kirchspielen

  • Schöneberg (evangelisch)
  • Flammersfeld (evangelisch)
  • Oberlahr (römisch-katholisch, Erzbistum Köln)
  • Peterslahr (römisch-katholisch, Bistum Trier)
  • Horhausen (römisch-katholisch, Bistum Trier)

Wirtschaftliche Situation

  • „Rein ländlich, ackerbautreibende Betriebe” (F. W. Raiffeisen)
  • Eisenerzbergbau in den Pfarreien Oberlahr, Peterslahr und Horhausen
  • Nebenerwerbstätigkeiten: a) Eisenerzfuhrwesen b) Köhlerei (auslaufend)

Von F. W. Raiffeisen registrierte Defizite

  • desolates Schulwesen
  • mangelhafte Infrastruktur
  • Wuchererunwesen
  • unzeitgemäße Gepflogenheiten: Fron und Zehnt
  • ungünstige klimatische Bedingungen
  • unmoderne Bodenbearbeitungsmaßnahmen
  • System der Realteilung der landwirtschaftlichen Flächen

Brotmehlbeschaffung

Zu Beginn seiner Amtszeit in Flammersfeld bemerkt Bürgermeister Raiffeisen in den einzelnen Gemeinden die Nachwirkungen der schlechten Erntejahre 1846 und 1847. Um eine Hungersnot zu vermeiden, besorgt er aus königlich-preußischen Militärmagazinen Brotmehl für Notleidende. Über die Zuteilung lässt er Buch führen und verlangt in den nachfolgenden besseren Jahren konsequent die Bezahlung der zugeteilten Mengen. Sein Ziel ist es, die Einwohner zur höchsten Sparsamkeit und Selbstfürsorge zu erziehen (Subsidiaritätsprinzip).

Einführung des Bürgereinkaufsgeldes

Für die 33 Gemeinden der Bürgermeisterei Flammersfeld wendet Bürgermeister Raiffeisen eine Bestimmung der preußischen Gemeindeordnung vom 11. 03. 1850 an, die mit der Zahlung des „Gemeinde-Einkaufsgeldes” für Jung- und Neubürger auf Dauer eine gewisse soziale Absicherung gewährleistet: Indem man sich durch Zahlung eines einmaligen Betrages (familiengerecht gestaffelt) in die Gemeinde „einkauft”, erwerben sich die Familien das Recht auf Inanspruchnahme der Gemeindenutzungen: z. B. Bezug von Brand- und Bauholz, Gewinnung von Laubstreu aus den Gemeindewäldern, Gewinnung von Bruchsteinen für den Hausbau und Ähnliches. Mit den Rechten auf Inanspruchnahme der Gemeindenutzungen waren die Pflichten zu Dienstleistungen zu Gunsten der Gemeinde verbunden, z. B. Hilfe bei Wegebauarbeiten, Arbeiten im Gemeindewald, Schneeräumen usw.

Sicherung der kommunalen Eigenständigkeit

Bürgermeister Raiffeisen sieht in der Beibehaltung der kommunalen Eigenständigkeit und Selbstverwaltung (statt kommunaler Zusammenschlüsse), welche die neue preußische Gemeindeordnung zugesteht, einen großen erzieherischen Wert. Selbstverwaltung und Selbstbestimmung, auch in der kleinen Kommune, stärken nach seiner Ansicht den Einsatz des Einzelnen für das Gemeinwesen und das Selbstbewusstsein der Bürger. Er veranlasst die Gemeinderäte zu entsprechenden Beschlüssen.

Schaffung eines Garantiefonds für den Flammersfelder Hülfsverein

Nach der Gründung des „Flammersfelder Hülfsvereins” (1849) war Bürgermeister Raiffeisen bemüht, über die Solidarhaftung von 60 bessergestellten Landwirten hinaus für den Verein eine gesicherte wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, damit dieser weiterhin seine Funktion der Hilfeleistung für in Not geratene Landwirte ausüben konnte.
Er veranlasste die Gemeinderäte zu Beschlüssen, einem „Garantiefond” beizutreten und dem Verein verzinsliche Beträge leihweise zur Verfügung zu stellen oder für die vom Verein bei einem „rheinischen Bankier” geliehenen
Gelder mit dem Gemeindevermögen zu haften.
Anstellung von Waldwärtern Zum Schutz der Gemeindewaldungen, die mancherorts neben der geringen Kommunalsteuer die einzige Geldquelle für die Kommunen darstellen, lässt Bürgermeister Raiffeisen „Waldwärter” anstellen und ausstatten. Ihre Kompetenz wird genau festgelegt (1848).

Schaffung von Jagdbezirken

Bürgermeister Raiffeisen bemüht sich, für möglichst viele Gemeinden der Bürgermeisterei Flammersfeld eigene Jagdbezirke zu errichten, um die finanzielle Situation der Gemeinden zu verbessern.

Auf den Spuren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen: www.raiffeisenstrasse.de

Hamm (Sieg)

Geburt und Jugend

Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurde - nach mündlicher Überlieferung - in diesem Hause am 30. März 1818 als siebentes von neun Kindern des ersten preußischen Bürgermeisters Gottfried Raiffeisen und seiner Frau Amalia Susanne Maria, geb. Lanzendörffer, geboren und lebte in Hamm bis zu seinem 17. Lebensjahr.

Bereits früh lernte Raiffeisen - sowohl in der Familie als auch in seiner dörflichen Umgebung - die Armut kennen. Die Erziehung des Jungen prägte nachhaltig der Ortspfarrer und Pate Georg Wilhelm Seippel. 1835 trat er als Freiwilliger in die 7. Preußische Artilleriebrigade in Köln ein.

1843 wechselte Raiffeisen wegen eines ausgebrochenen Augenleidens in die zivile Verwaltung. 1845 führte „Raiffeisens Weg" nach Weyerbusch.

Raiffeisens Tätigkeit als Bürgermeister

Bei der Neugliederung der im Wiener Kongress an Preußen gefallenen Gebiete stellte sich alsbald ein Mangel an „Verwaltungsfachkräften" ein, so dass ein Verwaltungsaufbau wie in „Altpreußen" nicht zu realisieren war.

Aus dem Bedürfnis der Verbesserung des Geschäftsbetriebes hatte die Bezirksregierung in Koblenz auch in den rechtsrheinischen Kreisen die Bürgermeistereiverfassung eingeführt. Nach dem Vorbild der französischen „Mairie" wurden mehrere Gemeinden unter einer „hauptamtlichen Verwaltung" mit einem Bürgermeister an der Spitze zu einer Verwaltungseinheit zusammengelegt. Im Landkreis Neuwied wurden 1817, unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse, zunächst 18 Bürgermeistereien gebildet. Dazu gehörte Heddesdorf, dem 1822 noch Irlich, aus der Bürgermeisterei Engers, zugeteilt wurde.

Durch die 1845 erlassene preußische Gemeindeordnung wurde der Bürgermeister mit einer starken Machtfülle versehen. Er wurde von der Regierung auf Lebenszeit ernannt. Er war Inhaber aller wesentlichen kommunalen Befugnisse und von Gemeinderatsbeschlüssen unabhängig. Diese Stellen wurden von erfahrenen Verwaltungsbeamten besetzt, die in der Regel bei der Regierung in Koblenz oder bei den Kreisverwaltungen ihren „Beruf erlernt hatten".

Raiffeisen (1845-1848 Bürgermeister in Weyerbusch, ab 1848 in Flammersfeld) hat sich als Bürgermeister von Flammersfeld um die 1852 frei gewordene Stelle in Heddesdorf beworben, u. a. auch deshalb, weil die Verwaltung eines größeren Amtsbezirks ein höheres Gehalt mit sich brachte. Die Stelle wurde ihm am 24. August 1852 übertragen. Der Dienstantritt erfolgte am 16. September. Raiffeisen oblag die gesamte Verwaltungstätigkeit. Nach unseren heutigen Begriffen umfasst dies die Bereiche:

  • Allgemeine Verwaltung
  • Finanzen
  • Recht, Sicherheit und Ordnung
  • Schule und Kultur
  • Soziales, Jugend und Gesundheit
  • Bauwesen
  • Öffentliche Einrichtungen
  • Wirtschaft und Verkehr

Neben Raiffeisen war in der Verwaltung nur noch ein

Schreiber/Registrator tätig, den er von seinem Gehalt

bezahlen musste.

Anmerkung: Jede Bürgermeisterei-Verwaltung hatte neben dem Schreiber auch noch einen (oder zwei) „Einnehmer" (Steuereinnehmer).

Dieses Gehalt, unter Berücksichtigung der Kaufkraft auf heute bezogen, betrug etwa 1.800 €. Der Schreiber erhielt davon ca. 150 €. In der Landwirtschaft wurden damals für Knechte und Mägde 20-50 €, für Tagelöhner ca. 90 € Jahresgehalt bezahlt. Ein Lehrer erhielt im Jahr 350 €. Kartoffeln kosteten 2,25 € pro 100 kg. Rindfleisch kostete 0,25 € das Kilo, Schweinefleisch 0,35 €.

Neben den o. a. Dienstpflichten, die Raiffeisen schon aus seiner Tätigkeit in Flammersfeld und Weyerbusch kannte, traten im Bereich Soziales verstärkt neue Aufgaben hinzu, z. B.:

  • Aufsicht über entlassene Strafgefangene
  • Betreuung verwahrloster Kinder

Raiffeisen bemühte sich um die Verbesserung der Infrastruktur im Amtsbezirk durch Förderung des Straßen-und Wegebaus. Dazu gehörte auch die Verbesserung der Wasserversorgung in den Gemeinden. Wegen mangelnder Hygiene (ungesicherte Jauche- oder Abortgruben liegen in der Nähe von Brunnen) treten auch in der Bürgermeisterei Heddesdorf Typhusepidemien auf. Bei einer solchen im Ort Segendorf im Jahr 1859 engagiert sich Raiffeisen persönlich derart, dass sein Augenleiden wieder aufbricht und ihn bis zu seinem Tode stark behindert.

Schon an seinen früheren Wirkungsstätten hatte Raiffeisen sich um eine bessere Schulbildung der Landbevölkerung bemüht, wohl wissend, dass in der mangelnden Bildung eine Wurzel für viele Missstände lag. So setzte er sich z. B. für die Einführung von „Nähschulen" für Frauen und Mädchen ein.

Zunächst waren strukturelle Aufgaben zu bewältigen. Oft fehlte es schon an geeigneten Schulhäusern. Vielerorts wurde der Unterricht noch in gemieteten Wohnungen oder kirchlichen Gebäuden abgehalten. Zudem sorgte er für eine geregelte Bezahlung der Lehrer. Für deren Ausbildung selbst war das 1818 in Neuwied gegründete Schullehrerseminar zuständig. Während Raiffeisens Amtszeit wurde zwar nur die Schule in Fahr neu gebaut, doch waren seine Bemühungen Grundlage für den verstärkten Schulhausneubau unter seinen Nachfolgern.

Ackerbau und Viehzucht wurden von ihm gefördert. In den Orten der Bürgermeisterei gründeten sich die „Viehversicherungsvereine". Gegen einen geringen Beitrag erhielten Bauern daraus Ausgleichszahlungen für krankes oder gefallenes Vieh. Vereinsmitglieder besuchten regelmäßig die Stallungen und deckten Mängel in der Unterbringung, Pflege und Fütterung des Viehs auf. Allmählich trugen die Bemühungen zu einer Verbesserung des Viehbestandes bei.

Von Raiffeisens Tätigkeit als Bürgermeister ist darüber hinaus nur noch wenig deutlich sichtbar bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Dazu gehört die „Raiffeisenstraße", für deren Erbauung und Instandhaltung er während seiner Amtszeit verantwortlich zeichnete. Wenn auch in der Bürgermeisterei Heddesdorf diese Straße bereits seit alters her trassiert war, sorgte doch Raiffeisen für einen fachgerechten Ausbau dergestalt, dass sie einen festen frostsicheren Unterbau und einen witterungsbeständigen Belag bekam. Damit war die Straße zu allen Jahreszeiten und unter allen Wetterbedingungen für Fuhrwerke befahrbar. Für die damalige Zeit, in der die Straßen und Wege vielfach nur aus ausgefahrenen Wagengeleisen bestanden, bedeutete dies eine ungeheure Verbesserung.

Das von Raiffeisen erbaute Wohnhaus in der Dierdorfer Straße, in dem auch die Bürgermeisterei untergebracht war, wird heute privat genutzt. Die alte Raiffeisendruckerei in der Heddesdorfer Straße beherbergt Dienststellen der Stadtverwaltung Neuwied.

Raiffeisens rastlosem Einsatz für seinen Amtsbezirk Heddesdorf wird nach nur 12 Dienstjahren im Jahr 1865 durch das sich verschlimmernde Augenleiden ein frühes Ende gesetzt. Ihm kommt vor allem das Verdienst zu, in vielen Bereichen den Anstoß zu Verbesserungen gegeben

Giershausen

Brotbeschaffung

Raiffeisen fand beim Gemeinderat Unterstützung bei seinen Maßnahmen, durch Beschaffung von Arbeit die Not zu lindern.

Zur Unterstützung und zur Beschaffung von Brot wurden 15 Thaler bereitgestellt.

 

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Hamm • Weyerbusch • Flammersfeld • Heddesdorf/Neuwied

Walterschen

Finanzierung des Schulhausbaus

Am 14. Oktober 1848 veranlasste Friedrich Wilhelm Raiffeisen die Gemeinderäte von Walterschen, Giershausen und Schürdt zwecks Finanzierung des Schulhausbaus in Walterschen zum Verkauf von neun gemeindeeigenen Grundstücken.

Neitersen

Bau eines Schulhauses

Friedrich Wilhelm Raiffeisen veranlasste während seiner Tätigkeit als Bürgermeister von Weyerbusch auch den Bau eines Schulhauses in Neitersen (Ortsteil Fladersbach).

Es wurde im Frühjahr 1847 fertiggestellt. Das Gebäude wurde im 20. Jahrhundert zum heutigen Wohnhaus umgebaut.

Weitere Schulen entstanden während Raiffeisens Weyerbuscher Amtszeit in Weyerbusch und Maulsbach.

Schöneberg

Einsatz für Dorfschulmeister

Friedrich Wilhelm Raiffeisen setzte sich neben dem Bau von Schulhäusern auch für eine feste Bezahlung der Schulmeister ein. Bisher war die Besoldung der Lehrer von der Anzahl der Schüler abhängig, die Schulgeld bezahlen mussten.

Auch setzte er sich erfolgreich dafür ein, dass das Brandholz für die Lehrpersonen von der Gemeinde gestellt wurde.

Abschaffung des Pfarr- und Frondienstes

1852 schloss Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit Pfarrer Müller aus Schöneberg einen Vertrag zur Ablösung des Pfarr- und Frondienstes. Beide hielten diesen und den Zehnt für nicht mehr zeitgemäß. Dies bedeutete eine deutliche Entlastung der Bürger der Gemeinden im nördlichen Teil von Flammersfeld, die zu dieser evangelischen Pfarrgemeinde gehörten.

Strickhausen

Ablösung eines Holzdeputates und eines Frondienstes

1848 vereinbarte Friedrich Wilhelm Raiffeisen die Ablösung einer jährlichen Holzlieferung (= Holzdeputat) und eines Frondienstes der Flammersfelder Pfarrgemeindemitglieder an den "Erbbeständer der Strickhäuser Bannmühle" durch Zahlung einer einmaligen Ablösesumme. Die Höhe der Ablösesumme betrug 1570 Thaler.

Planung der Wiedbrücke

1850/51 entwarf Raiffeisen zur Verbesserung der Verkehrsverbindungen für die Orte Strickhausen, Berzhausen und Seelbach die Pläne für den Bau einer Wiedbrücke bei Strickhausen.

Schürdt

Planung einer Verbindungsstraße von Flammersfeld nach Altenkirchen

Friedrich Wilhelm Raiffeisen regte 1851 den „chausseemäßigen" Ausbau des Fahrweges zwischen dem „Schürdter Lindchen" und Altenkirchen an (heutige B 256).

Die Bezirksregierung lehnte dies jedoch ab.

Historisch:Vor dem Bau der Rheinstraße

Alte Straßenzüge erinnern an die schwierigen Straßenverhältnisse vom Westerwald hinunter zum Rhein vor dem Bau der Rheinstraße durch Raiffeisen.

Weyerbusch

Bau eines Schulhauses

Als Bürgermeister von Weyerbusch verwirklichte Friedrich Wilhelm Raiffeisen den Bau des Schulhauses.Vom Frühjahr 1846 bis 1969 wurde hier unterrichtet.

Weitere Schulen entstanden während Raiffeisens Weyerbuscher Amtszeit in Neitersen (Ortsteil Fladersbach) und Maulsbach.

Raiffeisen zur Schulbildung

Friedrich Wilhelm Raiffeisen sah in einer guten Allgemeinbildung der Bevölkerung die Basis für Verbesserungen auch in der Landwirtschaft.

Weyerbusch

Brodverein

Raiffeisen, seit dem 15. Januar 1845 Bürgermeister von Weyerbusch, gründete im strengen Hunger-Winter 1846/47, in dem die Bevölkerung große Not litt, den „Weyerbuscher Brodverein".

Das war Raiffeisens erster Verein zur Bekämpfung der Not; aus diesen Erfahrungen erwuchs Raiffeisens Genossenschaftsgedanke.

Straßenbau

Raiffeisen versuchte, durch Straßenbau Arbeitsplätze zu schaffen. So begann 1845 der Ausbau der „Rheinstraße" von Weyerbusch über Flammersfeld nach Neuwied.

Das Material zum Straßenbau stammte aus den Steinbrüchen der Gemeinde.

STRASSENBAU - ein wesentlicher Beitrag zur Infrastruktur

verwirklichte Raiffeisenstraßen

  1. Raiffeisenstraße ab 1845
  2. Raiffeisenstraße ab 1849

Gestrichelt sind von F.W. Raiffeisen projektierte Straßenverbindungen, die nicht verwirklicht wurden.

Wölmersen

Almosenerlasse

Raiffeisen besorgte Geld für die Unterstützung der Armen.

Rechnungen im Kirchenarchiv zeigen, dass er sich besonders häufig dafür einsetzte, aus der Almosenkasse für Einwohner Schuhe oder Kleidung zu bezahlen.

Von Wölmersen aus gelangt man über die alte "Kohlstraße" nach Beul. Hier wurde 1990 ein hölzerner Aussichts-turm - der Raiffeisenturm - mit einer Höhe von 35 m auf dem Beulskopf (389 Meter NN) errichtet.

Er bietet eine schöne Fernsicht über weite Teile des Westerwaldes.

Birnbach

Kirchengemeinde

Friedrich Wilhelm Raiffeisen gehörte zur evangelischen Kirchengemeinde Birnbach und besuchte hier in der Kirche den sonntäglichen Gottesdienst.

In der Kirche wurde auch sein erstes Kind, die Tochter Amalie, getauft. Sie begleitete sein Lebenswerk bis zu seinem Tode.

Die Kirche in Birnbach wurde 1132 dem Kassius-Stift zu Bonn bestätigt. Der heutige Bau (um 1200; ev. Pfarrkirche) gehört zu einer Gruppe schlichter romanischer Landkirchen. Das ausgedehnte Kirchspiel gehört seit 1662 zur Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg.

Oberölfen

Religion - Unterstützung der Armen

1. Als 1845 zur Fastenzeit ein Ölfener Einwohner eine Hochzeit mit Musik und Tanz feiern wollte, verweigerte ihm Raiffeisen die Erlaubnis, trotz des Angebotes, einen Thaler für die Armenkasse zu zahlen.

2. Auf Veranlassung von Raiffeisen stellte 1847 der Gemeinderat den Antrag bei der Regierung auf einen Zuschuss von 12 Thalern 15 Groschen zum Ankauf von Saatkartoffeln für die Armen.

Nahe dem Ortsteil Helmenzen-Oberölfen befindet sich das regionalgeschichtliche Museum Helmenzen. Museumsscheune Helmenzen, Gartenstraße 3, 57612 Helmenzen, Telefon 0 26 81 / 98 93 90

Ziegenhain

Nahrungsmittel und Arbeit

Raiffeisen veranlasste die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Arbeit.

Dazu wurde Holz aus dem mit Mehren gemeinschaftlichen Waldbesitz verkauft.

Kraam

Brot

Raiffeisen war sehr häufig in Kraam, denn der Ausbau der „Rheinstraße" brachte einige Grundstücksveränderungen mit sich.

Kraam stellte 1847 25 Thaler für die Beschaffung von Brot zur Verfügung. Das Geld wurde mit Raiffeisens Genehmigung durch einen außergewöhnlichen Holzeinschlag beschafft.

Mehren

Getreide und Saatkartoffeln

Raiffeisen sorgte trotz Widerstände dafür, dass der erhebliche Erlös aus dem Verkauf der alten Bleiabdeckung des Kirchturmdaches für die Beschaffung von Getreide und Saatkartoffeln eingesetzt wurde.

Durch den Verkauf von Holz aus dem Gemeindewald konnten 6 Thaler für die Beschaffung von Arbeit bereitgestellt werden.

Der malerische Ortskern von Mehren besteht aus Fachwerkhäusern - meist des 18. Jahrhunderts -, der alten Schule

-ein prachtvolles spätgotisches Fachwerkhaus des 16. Jahrhunderts - sowie der dreischiffigen ev. Pfarrkirche (um 1200) mit kreuzgratgewölbtem, abgeschnürtem Chor und lisenengegliederter Apsis.

Maulsbach

Bau eines Schulhauses

Raiffeisen veranlasste während seiner Tätigkeit als Bürgermeister in Weyerbusch den Bau eines Schulhauses hier in Maulsbach.

Es wurde 1846 fertiggestellt, jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Weitere Schulen entstanden während Raiffeisens Weyerbuscher Amtszeit in Weyerbusch und in Neitersen (Ortsteil Fladersbach).

Kircheib

Versorgung der Armen

Raiffeisen veranlasste, dass aus der Gemeindekasse Geld für die Versorgung der Armen bereitgestellt wurde. In seiner Amtszeit wurde hier auch nach Erz geschürft, allerdings wohl ohne Erfolg. Raiffeisen achtete darauf, dass die entstandenen Schäden beseitigt und die Unkosten erstattet wurden.

Die ev. Pfarrkirche in Kircheib ist eine romanische dreischiffige Basilika. Das durch kleine Rundbogenfenster belichtete Mittelschiff ist in je 3 Pfeilerarkaden zu den Seitenschiffen geöffnet. Der Altar-raum im Osten ist von einem Kreuzgratgewölbe überdeckt.

Blickt man vom Altarraum im Osten durch den - im West

turm gelegenen - Eingangsbereich, so ist der Große

Ölberg des Siebengebirges zu sehen.

Werkhausen

Getreide und Saatgut

Raiffeisen besuchte die Gemeinde sehr oft und kümmerte sich nicht nur um die Beschaffung von Geld für Getreide und Saatgut, sondern auch um die Abschaffung der Frondienste, um die Durchführung der Nachtwache und um die Besoldung für das Läuten der Schulglocke.

Auf einem Stück umgestalteter Landschaft von 10 ha zwischen Hasselbach und Werkhausen findet ein Dialog zwischen "Kunst und Natur" statt.

Hasselbach

Roggen und Saatkartoffeln

Raiffeisen mühte sich mit Erfolg bei seinen häufigen Besuchen der Gemeinderatssitzungen um Unterstützung der Armen. Es wurde Geld für die Beschaffung von Roggen und Saatkartoffeln bereitgestellt.

Darüber hinaus wurden auch 20 Thaler für die Beschaffung von Steinmaterial aus der Gemeindekasse bereitgestellt, damit die Armen im Wegebau beschäftigt werden konnten.

Dialog zwischen "Kunst und Natur".

Hemmelzen

Getreide- u. Saatgutbeschaffung/Bergbau

Auf Veranlassung von Raiffeisen wurde durch Holzverkauf aus dem Gemeindewald Geld zur Beschaffung von Getreide und Saatkartoffeln vom Gemeinderat für die Armen bereitgestellt. 1847 wurde in der Gemarkung Hemmelzen mit dem Bergbau begonnen, dessen Stollen heute noch teilweise offen ist. So sehr er den Bergbau als Einnahmequelle förderte, so achtete Raiffeisen darauf, dass Schäden, die dadurch entstanden, bezahlt wurden.

Fotos: Kreis Altenkirchen, Kreis Neuwied, Stadt Neuwied, VG Altenkirchen, VG Flammersfeld, VG Hamm, VG Puderbach, VG Rengsdorf, VG Waldbreitbach,

Martina Beer, Dieter Klaas, Cornelia Obenauer, Rolf-Peter Preuß, Albert Schäfer, Kreisarchiv Altenkirchen, Alexandra Spiegel Grafiken: VG Altenkirchen, VG Flammersfeld, VG Puderbach Texte: Gerd Anhäuser, Manfred Hendricks, Paul Hüsch,

Hermann Kaiser, Dr. Michael Klein, Kurt Salterberg,Albert Schäfer, Frank Semmler, Dieter Sommerfeld, Friedhelm Zöllner, Josef Zolk. Redaktionsgruppe: Martina Beer, Paul Hüsch, Albert Schäfer, Udo Schmidt,Henning Schröder, Alexandra Spiegel, Ferdi Winter,Josef Zolk Herausgeber: Josef Zolk, Bürgermeister VG Flammersfeld Konzeption und Realisation in Kooperation mit: Werbeagentur Heirich, 57583 Nauroth, Tel.: 0 27 47/92 32-0 Raiffeisendruckerei Neuwied, Tel.: 0 26 31/50 60

 

Raiffeisens Lebensweg in leichter Sprache als PDF-Download

Raiffeisens Weg bis 1845

Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Sozialreformer und Gründer der neuzeitlichen ländlichen Genossenschaften, wurde am 30. März 1818 in Hamm (Sieg) als siebtes von 9 Kindern der Eheleute Gottfried und Amalia Raiffeisen geboren. Der Vater Gottfried war von 1817-1820 der erste preußische Bürgermeister der „Samtgemeinde” Hamm. Friedrich Wilhelm lernte bereits als Kind die Armut kennen, sowohl in der Familie, als auch in seiner dörflichen Umgebung.

Die Erziehung des Jungen prägte nachhaltig der Ortspfarrer und Pate Georg Wilhelm Seippel. Pfarrer Seippel vermittelte ihm zusätzlich das über Volksschulniveau hinausgehende Wissen und nahm großen Einfluss auf seine Persönlichkeitsbildung. Er wird ihm von der Hungersnot 1817 berichtet haben und der Gründung eines Hilfsvereins zur Linderung der Not. Die christliche Erziehung und ein reicher Erfahrungsschatz schufen das geistige Rüstzeug, das seinen Lebensweg und sein Handeln bestimmte.

1835 verließ er seinen Heimatort und trat als Freiwilliger in die 7. Preußische Artilleriebrigade in Köln ein.

1838 wurde Friedrich Wilhelm zur Inspektionsschule in Koblenz abkommandiert und zum Oberfeuerwerker ausgebildet. In der Sayner Hütte, bei Bendorf, war er beauftragt, die Prüfung der Munition zu überwachen. Ein Augenleiden, das er sich wahrscheinlich in der Sayner Hütte zugezogen hatte, führte 1843 zu seiner Entlassung aus dem Militärdienst.

Nach einer kurzen Ausbildung in der zivilen Verwaltung in Koblenz erhielt er seine erste Stelle als Kreissekretär in Mayen. Am 15. Januar 1845 wurde Raiffeisen zum Bürgermeister der Bürgermeisterei in Weyerbusch ernannt.

Lebensweg Raiffeisens

30. März 1818:
Geburt F.W. Raiffeisens in Hamm/Sieg

bis 1835:
religiöse Erziehung und schulische Weiterbildung durch Pfarrer Seippel, Hamm

1835-1843:
Militärdienst Raiffeisens in Köln, Koblenz und Sayn

1843-1845:
Verwaltungstätigkeit am Landratsamt Mayen

15. Januar 1845:
Ernennung Raiffeisens zum Bürgermeister der Bürgermeisterei Weyerbusch

23. September 1845:
Heirat mit Emilie Storck, Remagen

22. März 1848:
Ernennung zum Bürgermeister der Bürgermeisterei Flammersfeld

24.August 1852:
Ernennung zum Bürgermeister der Bürgermeisterei Heddesdorf

1862:
Raiffeisen beantragt seine Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen

ab 1862:
Beratende Tätigkeit bei der Gründung zahlreicher Spar- und Darlehnskassen-Vereine

1863:
Emilie Raiffeisen stirbt in Heddesdorf

1865:
Versetzung Raiffeisens in den Ruhestand; Heirat mit Maria Pensenroth

1866:
Herausgabe des Buches „Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen
Bevölkerung”

11. März 1888:
Raiffeisen stirbt in Heddesdorf; Beisetzung auf dem Heddesdorfer Friedhof am 14. März 1888

Raiffeisens Weltbild und sein Glaube

Raiffeisen wurde in seiner Jugend, vor allem durch seine Mutter und den Ortspfarrer, der auch sein Patenonkel war, tief religiös geprägt. Diese Bezüge sind in seinen Schriften unübersehbar. Es sei hier nur auf das Vorwort und die Einleitung seines Buches „Die Darlehnskassen-Vereine” verwiesen, in denen sich Raiffeisen als Gottes „schwaches Werkzeug” und seine Arbeit als das biblisch gebotene „Trachten nach dem Reiche Gottes” versteht.

So kann festgestellt werden: Die persönliche Frömmigkeit Raiffeisens hat auf seine Genossenschaftsarbeit ganz wesentlich eingewirkt. Die anfängliche Nichtausschüttung einer Dividende, für die statt dessen mit den Zinsen aus einem Stiftungsfonds soziale Aktivitäten finanziert werden sollten, weist ebenso darauf hin, wie die unbeschränkte Solidarhaft in den frühen Vereinen, die Raiffeisen ausdrücklich auf das biblische Vorbild des Allesgemein- Habens der Apostelgeschichte (Kapitel 2) bezog. Über den Beginn seiner Arbeit in Weyerbusch und die Bereitschaft der Begüterten, mit ihrem Vermögen in dieser Weise unbeschränkt haftend für den „Brodverein” einzustehen, resümierte er später: „Keine Macht der Welt, keine weltlichen Vortheile hätten sie [die Begüterten] zu einem solchen für die damalige Zeit außerordentlich gewagt scheinenden Unternehmen [zu bringen] vermocht. Nur das Bewußtsein ihrer Christenpflicht war dazu im Stande.”

Die Bezugnahme auf die „Christenpflicht” findet sich immer wieder bei Raiffeisen, so wie er auch die Mahnung Jesu Christi, „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan” (Matthäus 25,40), als die „Grundlage der Darlehnskassen-Vereine und deren ganzer Organisation” ansah.

Mit diesen christlichen Bestrebungen ging eine politisch konservative Grundhaltung einher, so dass Raiffeisen etwa die revolutionären Ereignisse von 1848 nur negativ als den versuchten Abfall von der göttlichen Ordnung zu deuten verstand. Mit seinen frühen Vereinen knüpfte Raiffeisen an das ständisch geprägte und religiös motivierte Bild vom

Oberherrn als dem „guten Hausvater”, der für die Seinen sorgt, an. Damit griff er ein schon zu seiner Zeit überkommenes Gesellschaftsbild wieder auf, das seit den Stein'schen Reformen der Vergangenheit angehörte. Die sog. Bauernbefreiung hatte die ländliche Bevölkerung neben der Ablösung von Fronpflichten auch in eine sozial völlig ungesicherte Zukunft entlassen. Mit der Anknüpfung an die Christenpflicht” motivierte Raiffeisen die Wohlhabenden, ihre soziale Verantwortung auch unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen weiter wahrzunehmen.
Raiffeisen suchte in seinen Vereinen von Anfang an die Unterstützung der Geistlichkeit, wobei die betreffende Konfession für den Protestanten Raiffeisen keine Rolle spielte.

Durch eine Vielzahl persönlicher Kontakte war er auch über die Bestrebungen der damals aufkommenden „Inneren Mission” informiert; ja er verwirklichte als preußischer Bürgermeister adäquat deren Programm, wie das Aufgabenfeld des „Heddesdorfer Wohltätigkeitsvereines” zeigt, zu dem neben der Kreditvergabe auch die Fürsorge für verwahrloste Kinder und Strafentlassene sowie der Bau einer Volksbibliothek zählte. Erst Anfang der 1860er Jahre entschloss Raiffeisen sich widerstrebend dazu, seine Vereine auf der Basis gegenseitiger Selbsthilfe umzustrukturieren und auf das reine Kreditgeschäft, später wieder erweitert um das Warengeschäft, zu beschränken.

Nachdem seine Vereine einen starken Aufschwung nahmen, versuchte Raiffeisen nachdrücklich, die über das Finanzielle hinausgehende Zielsetzung der Vereine zu betonen. Raiffeisen beharrte darauf, seine Einrichtungen weiter als ein christliches Werk anzusehen. Er unternahm den Versuch, durch die Bildung einer interkonfessionellen
Kommunität, die einer katholischen Krankenpflege-Kongregation im nahegelegenen Waldbreitbach nachempfunden
war, die dementsprechende geistige Haltung seiner Mitarbeiter sicherzustellen, da diese gleichzeitig Mitglied der Kommunität sein sollten. Eine nach dem Muster der Betriebe der Herrnhuter Brüdergemeine in Neuwied arbeitende Handelsgesellschaft sollte zudem ihre Erlöse in die Raiffeisen-Sache stecken und nicht in Form von Gewinnbeteiligungen an ihre Mitarbeiter ausschütten. Die erstgenannten Pläne ließen sich nicht verwirklichen,
doch noch in den Papieren im Nachlass des Verstorbenen fanden sich weitere diesbezügliche Überlegungen.

So ist Raiffeisens Gesamtwerk nur unter Berücksichtigung dieser Grundanschauungen sachgemäß
zu verstehen.

Kontakt

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Telefon: 02681 85-193
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